Dörpsmobil: Ist Elektromobilität alltagstauglich und umweltfreundlich?

Die ersten E-Ladesäulen in Schenefeld in Betrieb genommen. Von Links: Bgm Hansen, AD Faust, Alexander Czerwenka und Sandra Reese vom GuBV, Hr. Hussel, SH-Netz
Die ersten E-Ladesäulen in Schenefeld in Betrieb genommen. Von Links: Bgm Hansen, AD Faust, Alexander Czerwenka und Sandra Reese vom GuBV, Hr. Hussel, SH-Netz

Vortrag von Reinhard Schmidt-Moser am 22.11.2021 zusammen mit der VHS in Schenefeld

 

Vorbehalte gegen Elektroautos gibt es nach wie vor: zu teuer, zu kurze Reichweite, im Alltag einfach untauglich. Reinhard Schmidt-Moser hat seine Erfahrungen seit 2013 gemacht und vermisst seinen Benziner nicht.

 

Seit Oktober vergangenen Jahres versucht die Gemeinde Schenefeld, das Dörpsmobil einzuführen. Die Zahl der eingegangenen Anmeldungen war sehr überschaubar. Nun wurde zusammen mit der Volkshochschule am 22.11.2021 mit dem Diplom-Biologen Reinhard Schmidt-Moser ein zweiter Anlauf mit einem kompetenten Vortrag unternommen.

Ungefähr dreißig interessierte Bürgerinnen und Bürger besuchten den Vortrag im Forum der Schule Schenefeld, der trotz der vielen technischen Fragen nicht eine Sekunde langweilig war. „Wir stehen in den Startlöchern, um ein Dörpsmobil zu bestellen“, sagte Johann Hansen. Es fehlen nur noch die Interessenten, die es auch nutzen möchten. Zwei Ladestationen für 4 E-Autos stehen bereits auf dem Parkplatz des Amtes Schenefeld zur Verfügung. Nun gilt es, endlich den Startschuss für die Beschaffung des ersten Autos zu geben.

Wir glauben, dass jetzt die Zeit reif ist für das Dörpsmobil

Die Ansprüche an Mobilität verändern sich. Nach dem Motto „Teilen ist das neue Haben“ soll das elektrische Dörpsmobil in mehrfacher Hinsicht ein Beitrag zur Nachhaltigkeit unserer Mobilität sein. Die gemeinsame Nutzung eines E-Fahrzeugs schont die Umwelt und den Geldbeutel gleichermaßen und ermöglicht zugleich ganz persönliche und flexible Mobilität. Wir glauben, dass jetzt die Zeit reif ist für die Schaffung der Infrastruktur für ein Dörpsmobil, um die Mobilität vieler Bürgerinnen und Bürger zu sichern – und das so umweltfreundlich wie möglich.

 

Herr Schmidt-Moser hat am Info-Abend mit seinem sehr interessanten Vortrag deutlich gemacht, dass Elektrofahrzeuge inzwischen einen sehr hohen Entwicklungsstand erreicht haben. Zur CO2 Reduzierung gibt es zurzeit keine bessere Alternative am Markt. Die Anwesenden stellten viele Fragen und erhielten verständliche Antworten.

Nach sechs Stunden ist der Akku voll

„In Schleswig-Holstein gibt es etwa 400 Ladesäulen, meistens mit zwei Steckdosen á 22 kw, an die man sein eigenes Ladekabel anschließt. 40 Minuten dauert es, bis das E-Auto ausreichend aufgeladen ist. Bei stärkeren Gleichstrom-Ladesäulen geht es auch schneller und dann sind die schweren Ladekabel bereits an der Säule vorhanden.“

 

Zu Hause in Heikendorf nutzt Herr Schmidt-Moser handelsüblichen Haushaltsstrom über eine Wall-Box. In fünf bis sechs Stunden ist der Akku seines e-Autos wieder voll. „Natürlich könnte ich mir auch Starkstrom legen, aber wir kommen so auch wunderbar klar“ sagt der 69-Jährige. 2013 schaffte sein damaliger Renault Zoe gerade einmal 180 Kilometer. Da war es manchmal schon sehr „abenteuerlich, mit dem e-Auto unterwegs zu sein“ – die Ladesäulen für E-Autos waren noch nicht so verbreitet wie heute. Liegen geblieben ist der Diplom-Biologe aber nie mit seinem Elektrofahrzeug. Inzwischen fährt er ein E-Auto von Tesla und ist „einfach nur begeistert“.

Die besten Autos für die Kurzstrecke

Die größte Stärke zeigen E-Autos auf der Kurzstrecke mit ihrem geringen Verbrauch, berichtet Schmidt-Moser – obwohl die neueren Modelle sogar schon auf etwa 400 km Reichweite kommen. Der Kaufpreis ist zwar noch relativ hoch, „aber der Unterschied zum Benziner wird immer geringer und die Wartungskosten entfallen komplett“, meint der Rentner.

 

Dabei ist ein Elektroauto trotz der geringen (bei der Produktion anfallenden) CO2 Emmission wesentlich effektiver als zum Beispiel ein mit Diesel angetriebenes Fahrzeug. Der Diesel schafft nur eine dreißigprozentige Effektivität gegenüber den sagenhaften 98% eines Elektroautos.

Auch zum Thema Akku Nutzungsraten und Wiederverwendbarkeit hatte Herr Schmidt Moser interessante wissenschaftliche Erkenntnisse mitgebracht.

E-Mobilität schafft neuen Industriezweig: Wiederverwertung von Akkus

So erreichen moderne Akkus heute 1.000.000 Fahrkilometer und überleben damit locker jede Karosserie. Mit den verbleibenden 80% Ladeleistung ist die Weiterverwendung als Speicher von Photovoltaik-Anlagen sehr gut denkbar. Es beschäftigt sich sogar ein neuer Industriezweig mit der Wiederverwendung der diversen Spezial-Metalle in den Akkus. Mittlerweile werden von diesen Metallen inzwischen auch schon viele durch andere, weniger aufwendig zu beschaffende Materialien ersetzt.

Welches Auto verursacht die höchsten CO2-Emissionen?

Einen weiteren Teil seines Vortrags widmete Herr Schmidt Moser der Diskussion über die angeblich wesentlich höhere CO2 Emission beim Bau eines Elektroautos, insbesondere des Akkus. Grundsätzlich konnte er bestätigen, dass ein E-Auto in der Produktion ca. eine Tonne mehr CO2 verbraucht als beim Bau eines vergleichbaren Diesels anfallen. Im Betrieb ist dies schon nach 27.000 Km Fahrleistung wieder ausgeglichen. Bei 180.000 Km hat dann das mit ökologischem Strom angetriebene Kfz fast 20 Tonnen CO2 gegenüber dem Diesel eingespart. Bei dieser Berechnung wurde sogar eine halbe Tonne CO2 für den Bau von Windrädern oder PV Anlagen berücksichtigt.

 

Intensiv hat sich Herr Schmidt-Moser auch mit der potenziellen Alternative des Wasserstoff Autos beschäftigt. Die Brennzellen-gespeisten Elektromobile sind aktuell nicht konkurrenzfähig gegenüber dem reinen Elektroauto. In mit Wasserstoff angetriebenen Kfz müssen bis zu drei unförmige Gasflaschen mit einem Betriebsdruck von 700 bar verbaut werden. Diese Autos fahren unkomfortabel. Zudem ist die Wasserstoffgewinnung aktuell noch ein erheblicher CO2–Treiber. Zukünftig ist diese Antriebsart allerding für Flugzeuge oder Schwerlasttransporter sinnvoll und denkbar.

Umweltschutz mit hohem Spaßfaktor

Herrn Schmidt-Moser und uns geht es vor allem um das Bewusstsein, etwas für die Umwelt zu tun. Der Fahrspaß kommt dabei aber keineswegs zu kurz. Gleitendes Fahren, dazu ein sehr kräftiger und spritziger Motor machen einfach nur Spaß – und das, ohne schalten zu müssen!

In Schenefeld kann jeder dieses großartige Fahrgefühl ganz einfach mit dem Dörpsmobil erleben. Melden Sie sich jetzt an, sparen Sie Geld und leisten einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz!