Umjubeltes Konzert im Gotteshaus

Präsentierten ein wunderbares Konzert in der Bonifatiuskirche: Star-Mondolinist Avi Avital und die Musiker von der Potsdamer Kammerakademie.
Präsentierten ein wunderbares Konzert in der Bonifatiuskirche: Star-Mondolinist Avi Avital und die Musiker von der Potsdamer Kammerakademie.

Es war eine echte Premiere, das erste Konzert im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik-Festivals in der Gemeinde Schenefeld. ,,Eine gelungene Premiere, in der einfach alles zusammenpasste, die Musik, die alte Kirche als Aufführungsort für das Klassikkonzert und nicht zu vergessen das wunderbare Wetter an diesem Sommerabend", wie Veranstalter und Konzertbesucher anschließend einmütig feststellen konnten.

,,Wir erwarten ein Konzert der Superlative, diese Erwartung ist nicht tief gestapelt und auch nicht zu hoch gegriffen", sagte Pastor Manfred Kaiser als ,,Hausherr" der Bonifatiuskirche in seiner Begrüßungsrede des voll besetzten Gotteshaus. Er sei stolz, dass die Kirche als eine der ältesten Gotteshäuser im Lande mit ihrer über 1100-jährigen Geschichte für dieses Konzert mit einem der weltbesten Mandolinenspieler, Avi Avital, und sechs Mitgliedern der Kammerakademie Potsdam, ausgewählt worden sei.

 

Wer von den Konzertbesuchern bei dem Instrument Mandoline noch an die ,,Wandervogelbewegung" im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts oder an Italienromantik gedacht hatte, wurde bereits bei den ersten Anschlägen durch den Solisten Avi Avital auf seinem Instrument eines Besseren belehrt. Fasziniert lauschten die Zuhörer dem Konzert für Mandoline, zwei Violinen und Basso continuo von Antonio Vivaldi (1678-1741) mit seinen beschwingten Allegro-Sätzen sowie dem Largo mit den ruhigen und zarten Passagen.

 

Nach einer kleinen Ansprache durch den Künstler, in der er auch über die gute Zusammenarbeit mit der Kammerakademie Potsdam berichtete, die an diesem Abend durch die Musiker Meesun Hong Coleman, Violine, Christiane Plath, Violine, Annette Geiger, Viola, Jan-Peter Kuschel, Violoncello, Mirjam Wittulski, Kontrabass und Shalev Ad-El, Cembalo, vertreten war, leitete er über zu seinem Lieblingskomponisten.

 

Nur ein kurzes Kopfnicken oder der Augenkontakt genügten, um die perfekte Verbindung zwischen dem Solisten mit den Musikern herzustellen bei dem Klavierkonzert d-Moll (für die Mandoline von Avi Avital bearbeitet) von Johann Sebastian Bach (1685-1750).

Verstanden sich prächtig: Avi Avital (Mitte) und die Mitglieder des Festival- Beirates Lutz Rathje, Arne Bartels, Gudrun Rutschmann und Dr. Karsten Nühs.
Verstanden sich prächtig: Avi Avital (Mitte) und die Mitglieder des Festival- Beirates Lutz Rathje, Arne Bartels, Gudrun Rutschmann und Dr. Karsten Nühs.

Hier blickte, wer platzmäßig die Möglichkeit dazu hatte, fasziniert auf die Fingerfertigkeit des 35-jährigen Ausnahmekünstlers, der scheinbar ganz mühelos, doch mit äußerster Präzision, die vier jeweils doppelbespannten Saiten des Instrumentes über mehrere Oktaven hinweg spielte. Der Solist, 1978 im israelischen ´Be´Scheva geboren und heute in seiner Wahlheimat Berlin lebend, verriet, dass Bach sein bevorzugter Komponist sei, dem er auch seine neue CD mit dem Titel ,,Avi Avital Bach" gewidmet habe.

 

,,Man hatte das Gefühl, in einem großen Wohnzimmer eines adeligen Palais Platz genommen zu haben, um im kleinen Kreis ein großartiges Konzert zu genießen", kommentierte in der Pause Dr. Emil Komposch den ersten Teil des Konzertes. Wie viele andere Zuhörer auch, stellte der Musikpädagoge fest, dass gerade das klassische Konzertprogramm die Vielseitigkeit des oftmals unterschätzten Instruments aus der Familie der Lauteninstrumente bewiesen habe. Doch auch zeitgenössische Klänge kamen nicht zu kurz. Mit ,,Nigun" (Improvisation) aus ,,Baal Shem" von Ernest Bloch (1880 bis 1959) präsentierte der junge Israeli, diesmal ganz ohne die Begleitung der übrigen Musiker, eine religiöse Liedform, angelehnt an den modernen Chassidismus mit ihren häufigen Tempowechseln von Pianissimo über Forte bis hin zum Fortissimo.

 

Nach dem Violinkonzert a-Moll", wiederum von Johann Sebastian Bach, und den ,,Rumänischen Volkstänzen" von Béla Bartók (1881 bis 1945) mit ihren typischen Rhythmen, Harmonien und Melodien, setzten Solist und Musiker wieder gemeinsam Glanzlichter des Konzertes. Mit ,,Danza espanola" aus ,,La vida breve" von Manuel de Falla (1876 bis 1946) wurde das umjubelte Konzert offiziell beendet.

 

Mit nicht enden wollendem Applaus, Bravorufen und Blumenpräsenten, überreicht von jungen Pfadfinderinnen, wurden die Künstler für ein wunderbares Konzert belohnt. Für die begeisterten Besucher gab es die gewünschten Zugaben. Nach diesem musikalischen Hochgenuss fanden sich viele der Zuhörer auf dem Vorplatz des Gemeindehauses zusammen, um sich an einem wunderbaren Sommerabend bei kulinarischen Köstlichkeiten noch ein wenig auszutauschen. Zur Freude aller Beteiligten mischte sich auch der sympathische und charmante Avi Avital noch für eine kurze Zeit unter das Publikum.

 

,,Dieses erste Konzert im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik-Festivals wird nicht nach letzte gewesen sein", machte Bürgermeister Hans-Heinrich Barnick schon mal Hoffnung auf eine Neuauflage - vielleicht ja schon im kommenden Jahr.

 

Schenefeld, 23. Juli 2013       Quelle: sh:z         Bericht und Bilder: U. Werlich